Identitätspolitik
Aktuell erleben wir einen neuen Höhepunkt der Debatten um Identitätspolitik. Als der Begriff identity politics in den siebziger Jahren von einem Kollektiv Schwarzer lesbischer Feministinnen in den USA geprägt wurde, ahnte niemand, dass er ein halbes Jahrhundert später in Talkshows und Feuilletons verhandelt und dem pandemiebedingt gelangweilten Publikum zuverlässig als Aufreger in die Timeline bei Facebook, Twitter und Instagram gespült wird. Ob das nur gute Nachrichten für all jene sind, die sich für Gleichberechtigung und eine solidarische Gesellschaft einsetzen, ist allerdings fraglich.
2019 habe ich mit Eva Berendsen & Saba-Nur Cheema den Sammelband „Trigger Warnung. Identitätspolitik zwischen Abwehr, Abschottung und Allianzen“ herausgegeben:
„Trigger Warnung. Identitätspolitik zwischen Abwehr, Abschottung und Allianzen“ mit Eva Berendsen & Saba-Nur Cheema
„Identitätspolitik steckt in der Sackgasse: Empowerment wird auf Gender-Sternchen und die Vermeidung des N-Worts verkürzt. Überall sollen Minderheiten vor möglichen Verletzungen geschützt werden – in Uniseminaren, Kunst und Mode, im Netz und bei öffentlichen Events. Für alle, die Politik nicht mit eigener Betroffenheit belegen, schließt sich die Debatte.“
22.03.2021 – Frankfurter Allgemeine
Wer sind die „Menschen mit Nazihintergrund“?
„Wenn Identitätspolitik die Erinnerung an den Holocaust kapert, sieht es düster aus. Pauschale Zuschreibungen behindern auch unsere Arbeit in der Bildungsstätte Anne Frank.“
12.03.2021 – Deutschlandfunk Kultur
Identitätspolitik und Debattenkultur. Wer redet wie über wen?
„Bedroht linke Identitätspolitik unser Gemeinwesen? Der SPD-Politiker Wolfgang Thierse hat darüber eine heftige Debatte angestoßen. Es geht um Sichtbarkeit, Sensibilität und Selbstbestimmung. Beim Reden über sich selbst und andere. Und beim Zuhören.“
4.3.2021 – Deutschlandfunk Kultur
Thierse-Debatte über Identitätspolitik. ‚Wie so oft wurde moralisiert.‘
„Wolfgang Thierse hat eine Debatte um linke Identitätspolitik ausgelöst. Es wird zu oft über Gefühle statt über Argumente gesprochen – mit negativen Folgen für den Diskurs.“
6.8.2020 – taz
Die Spielregeln der Cancel Culture. Bis die Laufbahn beerdigt ist
„In den USA wird man immerhin für Äußerungen gecancelt, die man gemacht hat. In Deutschland schon für solche, die man nicht gemacht hat.“